Innovationen für die Brauindustrie

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Innovationen für die Brauindustrie

Fermentation factories

Neue Geschmackstrends bei Konsumenten können für kleine wie große Brauereien eine Herausforderung darstellen – für die es jetzt eine Lösung gibt.

Die Digitalisierung hat in vielen Branchen weitreichende Auswirkungen. Im Brauwesen gilt es vor allem den individuellen Anforderungen der Endverbraucher nachzukommen. Während sich große Braukonzerne mit Fragen hinsichtlich Qualität, strenger Kostenkontrolle und sich wandelnder Geschmäcker befassen, müssen Mikro- und Craftbrauereien ein schnelles Wachstum möglichst wirtschaftlich bewältigen. Größenübergreifend beschäftigen sich die Betriebe mit dem steigenden Druck die Energie und Wasserverbräuche zu reduzieren und im Zuge dessen die Produktionsprozesse fexibler gestalten zu müssen. Infolgedessen wird es zu einer verstärkten Integration von Skid Lieferanten und Brauereien kommen.

Die Brauindustrie wurde in den letzten Jahren weltweit stark von der wachsenden Beliebtheit von Craft-Bieren beeinflusst. Viele Kunden, die zuvor mit Bieren aus der Massenproduktion zufrieden waren, wenden sich nun einem ihrer Meinung nach authentischeren Produkt zu, das aus ihrer Region und von lokalen Produzenten stammt. Durch den starken Zuwachs an Craftbrauereien hat sich der vormalige Hipster-Trend inzwischen durchaus zu einer eigenständigen Wachstumsbranche entwickelt.

Wachstumsherausforderungen für Mikrobrauereien

Doch wie in den meisten wachsenden Industriebereichen hat eine schnelle Expansion ihre eigenen Gesetze. Viele Craftbrauer haben als Hobbybrauer ohne sonderliche Vorkenntnisse begonnen und stoßen folglich auf Schwierigkeiten bei der Produktion oder den Qualitätsansprüchen, sobald ihre Produkte einen bestimmten Absatz erreichen. Insbesondere die Anschaffung neuer Ausrüstung kann zu einem Problem werden, wenn die dazu erforderlichen technischen Ressourcen oder Arbeitskräfte fehlen. Darüber hinaus ist beim Einsatz neuer Geräte häufig auch ein enormer Lernprozess erforderlich – für die Wartung ebenso wie zum Steuern täglicher Produktionsprozesse. Gerade für Kleinstbrauereien, die mehrere Marken oder saisonale Produkte anbieten, kann das zu einer unüberwindlichen Hürde werden.

Modernisierungsprobleme großer Brauunternehmen

Große Brauereien sind auf dem Markt etabliert und haben bereits Wachstumsphasen erfolgreich gemeistert. Schwankungen am Markt, etwa durch wechselnde Kundentrends in Kombination mit neuen Umweltbestimmungen, zwingen viele Firmen, ihre Prozesse zu überdenken und anzupassen. Sie haben häufig ältere oder sogar proprietäre Systeme im Einsatz, die mitunter nur schwer auf neue Rezepte umgestellt werden können und teuer in der Wartung sind. Folglich werden die Unternehmen in ihrer Flexibilität und Innovationskraft eingeschränkt. Einige große Konzerne haben zudem Teile ihrer Fertigung, etwa die Maischefiltration, an externe Anbieter ausgegliedert, die möglicherweise nicht dasselbe Steuerungssystem verwenden. Dadurch werden nicht nur unnötige Kosten erzeugt, sondern auch eine Harmonisierung und Modernisierung der Produktionsprozesse erschwert. Doch auch eine Generalüberholung der Ausrüstung ist in der Regel nicht sinnvoll, da sie mit hohen Kosten und Beeinträchtigungen einhergeht.

Intelligente Automatisierung

Mit der Einrichtung eines intelligenten Prozessleitsystems können sowohl Craft- als auch Großbrauereien die Basis für eine allgemeine Automatisierungsplattform schaffen, die verschiedene Prozesse und Brausysteme vernetzt. Verfügt die Lösung zudem über eine benutzerfreundliche Bedienoberfläche, können Anwender Daten zu Prozessen, Energieverbrauch und Maschinenaktivitäten leicht und unkompliziert abrufen. Außerdem ermöglicht das System eine leichtere und flexiblere Verwaltung von Rezepten. Auf diese Weise können Craftbrauereien beliebte Produkte wiederholt mit gleichbleibender Qualität und Beschaffenheit herstellen. Große Brauunternehmen können mithilfe des Prozessleitsystems ihre Produktion optimieren und Anlagen innerhalb des gesamten Werks vernetzen oder auch in Unternehmensinformationssysteme einbinden.

Rockwell Automation: branchenspezifische Lösungen für Brauereien

Um kleinen und großen Brauereien zu noch mehr Produktionseffizienz zu verhelfen, hat Rockwell Automation kürzlich zwei neue Modullösungen angekündigt, die auf der BrauBeviale in Nürnberg (13. bis 15. November) offiziell vorgestellt werden. Beide Lösungen basieren auf dem Prozessleitsystem PlantPAx, das in der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie bereits weit verbreitet ist.

FactoryTalk CraftBrew

FactoryTalk CraftBrew ermöglicht es Mikrobrauereien mit minimaler technischer Erfahrung und Ausstattung eine grundlegende Automatisierungsplattform einzurichten. Das Modul ist für Craftbrauereien mit einem Produktionsvolumen von 6 bis 120 Hektoliter ausgelegt und erlaubt ihnen durch Erhöhung der Kapazität ein kontrolliertes Unternehmenswachstum. Alle Prozesse der Produktion werden dokumentiert und sind transparent, sodass Brauereien jeden einzelnen Schritt wiederholen oder anpassen können – von der Getreideverarbeitung bis hin zum Abfüllen. Beim Ausbau ihrer Produktion müssen Craftbrauereien auf eine gleichbleibende Qualität achten. Mit FactoryTalk CraftBrew können sie Daten wie die Temperatur etc. überwachen, um eine konstante Qualität und Konsistenz zu gewährleisten. Darüber hinaus können sie die Produktion erhöhen oder verringern, um schneller auf wechselnde Kundenanforderungen einzugehen. Die Lösung eignet sich für Brauhaus- und Kellerausstattung, wie Maischbottiche, Läuterbottiche, Sudpfannen und Whirlpools. Besonders hervorzuheben ist, dass alle Prozessinformationen protokolliert werden, was Brauereien noch mehr Kreativität ermöglicht. Neue Rezepte lassen sich leichter testen, anpassen und für eine erneute Produktion speichern. FactoryTalk CraftBrew wird auf der BrauBeviale vorgestellt und ist bei ausgewählten Maschinenbauern und Systemintegratoren aus dem Partnernetzwerk von Rockwell Automation erhältlich.

FactoryTalk Brew

Großbrauereien müssen sind im Vergleich ganz anderen Herausforderungen stellen, weshalb FactoryTalk Brew über umfangreichere Funktionen als FactoryTalk CraftBrew verfügt. Große Brauunternehmen können es als Bestandteil einer konzernweiten Automatisierungs- und Informationsstrategie im Rahmen der Umsetzung eines Connected Enterprise einsetzen. Das Konzept besteht aus einer standardisierten Lösung zur Vernetzung und Feinabstimmung aller Prozesse des Brauvorgangs. Da es sich um eine vernetzte Anwendung handelt, können Bediener automatische Abläufe und Berichte anlegen, um die Anlaufzeit zu minimieren. Konzerne mit mehreren auf verschiedene Standorte weltweit verteilten Brauereien können die Lösung zudem werksübergreifend bereitstellen und an die jeweilige Konfiguration anpassen – selbst bei unterschiedlichen Tank-, Bottich- und Getreideverarbeitungssystemen. Die benutzerfreundliche Lösung bietet den Bedienern jederzeit und von jedem Gerät aus Zugriff auf die Produktionsdaten. So lässt sich die Gärung nun beispielsweise per Smartphone starten und überwachen. Außerdem wird das Projektrisiko minimiert, indem Betreiber vor der Umsetzung innerhalb der Software planen und testen können. Auch diese Lösung ist bei spezialisierten Maschinenbauern und Systemintegratoren aus dem Partnernetzwerk von Rockwell Automation erhältlich.

Sleeman Breweries: 50 Prozent Produktionsanstieg in 2 Wochen

Die kanadische Unternehmensgruppe Sleeman Breweries ist ein großer Getränkehersteller, der auch Craft-Biere produziert. Am veralteten Steuerungssystem mussten Änderungen an Rezepten und Produktionsabläufen manuell programmiert werden. Aufgrund der hohen Beliebtheit der Craft-Biere lief die entsprechende Anlage bereits unter voller Auslastung, weshalb Sleeman zusätzliche Produktion an Partner auslagerte, was zu weiteren Kosten und Risiken führte. Die Überlegung, eine neue Anlage zu bauen, wurde aufgrund der dafür erforderlichen Investitionen verworfen. In Zusammenarbeit mit McRae Integration, einem Partner von Rockwell Automation, entschied sich das Unternehmen schließlich für die Einführung von FactoryTalk Brew. Innerhalb von zwei Wochen konnte die Craft-Bier-Anlage die Produktion von acht auf zwölf Sude pro Tag erhöhen. Das System verfügt über eine Software zur Berichts- und Trenderstellung, die wichtige Prozessdaten von Brauzyklen aufzeichnet, damit Bediener bei Bedarf zeitnah Änderungen vornehmen können. „Beim Craft-Bier brauen müssen an den Rezepten je nach Wasser, Malz oder anderen unbeständigen Bedingungen viele kleinere Änderungen vorgenommen werden und natürlich kommen auch neue Rezepte hinzu“, erklärt Stefan Tobler, Braumeister in der Craft-Bier-Anlage von Sleeman. „Durch das PlantPAx-System mit FactoryTalk Brew können wir immer dieselbe Brauqualität sicherstellen und sind gleichzeitig flexibel genug, um schnell auf sich ändernde Kundengeschmäcker und Markttrends reagieren zu können.“

Fazit

Als der Craft-Bier Trend einen regelrechten Boom erlebte, mussten viele Mikrobrauereien schließen. Sie konnten den mit der wachsenden Nachfrage verbundenen Problemen – etwa einer gleichbleibenden Qualität trotz Produktionsanstieg – nicht gerecht werden. Die heute verfügbare Technologie minimiert dieses Risiko, da sie kleinen Firmen wesentlich mehr Kontrolle über ihre Brauprozesse und mehr Zeit zum Entwickeln neuer Rezepte bietet. Große Brauereien profitieren von der fortschrittlichen Automatisierungs- und Steuerungstechnologie, indem sie neue Möglichkeiten zur Kostensenkung bei gleichzeitiger Ertrags- und Leistungssteigerung eröffnet.

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